Die dunkle Seite von Edinburgh

Ein Beitrag von Gastautor Udo Mörsch, 14.03.2023

Heute möchte ich die Leser und Leserinnen auf eine kurze Reise mitnehmen. Aber Vorsicht, bevor ich alle enttäusche, es geht nicht in sonnige Gefilde. Wer Sonne und Strand erwartet, dem empfehle ich an dieser Stelle nicht weiter zu lesen. Es geht in nördliche Gefilden, nämlich nach Schottland – genauer in die Hauptstadt Edinburgh, die für ihre tolerante Weltoffenheit und vor allem den zahlreichen Literatur- und Musikfestivals bekannt ist und dafür geliebt wird. Gefühlt finden praktisch täglich irgendwelche Festivals statt.

Foto: Udo Mörsch — finstere Straße in der Nacht

Dabei verlassen wir die üblichen Pfade und wenden uns der finsteren Seite von Edinburgh zu, durchstreifen in der Dunkelheit die engen Gassen der Altstadt, und halten Ausschau nach dem sprichwörtlichen Nervenkitzel. Da gibt es Einiges zu entdecken. Also folgt mir, um die dunkle Seite von Edinburgh zu erkunden…

 

Ghost-Bus-Tour

Es gibt viele dunkle Erzählungen aus der Unterwelt in Edinburgh, zahlreiche Sagen und Legenden, aber einige basieren auf wahre Begebenheiten. Um diese zu erkunden, kann man sich ein Ticket für die „Ghost-Bus-Tour“ buchen, so kommt man bequem und unterhaltsam an eine erste Auswahl an dunkle Orte. Man sollte dabei nur einigen finsteren Gestalten möglichst aus dem Weg gehen.

Foto: Udo Mörsch — Die Fahrt im Geisterbus durch Edinburgh

Während der Tour besuchen wir einen der ältesten Friedhöfe in Edinburgh. Eine geisterha

Foto: Udo Mörsch — Gruseliger Genosse als Reiseführer

fte Atmosphäre mit Gänsehaut-Effekt begleitet die Teilnehmer, die

von einem angsteinflößenden Touristenführer über den Ort des To

des geführt werden. Dabei erzählt er dunkle Geschichten aus dem Reich der Toten. Gruselfaktor ist dabei garantiert. Die Geschichten werden allerdings mit künstlerischer Freiheit erzählt. Aber es geht ja auch um Spaß an der Sache.

 

Foto: Udo Mörsch — Gruseliger alter Friedhof

 

The Real Mary King‘s Close

Die nächste Station ist „The Real Mary King‘s Close“. Ein fesselnder, unterirdischer Ort, der von Mythen und früheren Opfern des “Schwarzen Todes” umgeben ist. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Stellen Sie sich ein Labyrinth von Straßen und Häusern vor, in dem die Zeit still zu stehen scheint, und dessen jahrhundertealte Geschichten nur darauf warten, erzählt zu werden. The Real Mary King’s Close liegt versteckt unterhalb der bekanntesten Straße Edinburghs, der traditionsreichen und viel besuchten Royal Mile. Mary King war eine wohlhabende Kaufmannsfrau, die 1635 in den Gebäuden wohnte. Den Ort muss man sich wie eine unterirdische Stadt vorstellen, mit Häusern und Gassen, die einmal bewohnt waren. Über diese alte „Stadt“ wurden viele Jahre später neue Häuser und Straßen gebaut.

Foto: Udo Mörsch — Plakat am Eingang

Heute ist das „Close“ für Besucher geöffnet, die auf den Spuren der Vergangenheit, den Geheimnissen, Geschichten und Spekulationen um dieses beliebte historische Wahrzeichen wandeln können. Als eine der schillerndsten Besucherattraktion Schottlands nutzt The Real Mary King’s Close erfahrene Schauspieler und geführte Touren, um die wahren Geschichten von echten Menschen aus einer vergangenen Zeitepoche neu zu beleben.

Leider ist fotografieren nicht erlaubt, weshalb ich keine Bilder von dem Ort zeigen kann!

Jekyll & Hyde

Als besuchen wir einen mysteriösen Pup namens „Jekyll & Hyde“. Bei diesem Namen klingeln bei einigen Leserinnen und Leser natürlich die „Ohren“. Da war doch was? Ach ja, Stichwort Klassiker!

Wer kennt sie nicht, die schaurige Novelle von Robert Louis Stevenson, in der es um eine Persönlichkeitsstörung geht. Der hochangesehen Londoner Arzt Dr. Jekyll hat eine Möglichkeit entwickelt, sich mit Hilfe einer selbstgemischten Droge in eine andere Person zu verwandeln, die seine dunkle Seite zeigt. Es beginnt ein Strudel des Bösen, da Mr. Hyde sich zu einem skrupellosen Mörder entwickelt.

Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde (Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde) ist eine Novelle des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson (1850–1894) aus dem Jahr 1886.

Cover einer älteren Buchausgabe

Im Jekyll & Hyde Pup herrscht eine morbide, mystische Atmosphäre, die dem Roman oder auch den diversen Verfilmungen gerecht wird. Liebevoll wurden zahlreiche Details als Dekoelemente in die Innenausstattung integriert. Seien es die verstaubten Kronleuchter, alte Bücher und Schreibmaschinen, Totenköpfe usw.

Foto: Udo Mörsch — Eingang zum Jekyll & Hyde

Ganz besonders beeindruckt hat mich die „Bibliothek“. Eine Bücherwand mit Geheimtür, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Manchmal aber öffnet sich die Büchertür und eine Person tritt daraus hervor. Irgendwann dämmerte es mir, dass sich hinter dieser geheimnisvollen Bücherwand die Gästetoilette befand. Tolle Idee von den Machern des Pups.

Foto: Udo Mörsch — An der Theke ist der schönste Platz!
Foto: Udo Mörsch — Morbide, dunkel und schaurig schön!

Die Gäste im “Jekyll & Hyde sind ein gespenstisches Publikum.

Foto: Jekyll & Hyde Pup

Im Jekyll & Hyde Pup endet unser kleiner Streifzug durch die dunklen Gassen von Edinburgh, obwohl wir nicht alle dunklen Ecken der Stadt an dieser Stelle vorstellen konnten, da dies der Rahmen dieses Artikels sprengen würde. An morbiden, finsteren und gruseligen Orten mangelt es der alten Stadt in Schottland keineswegs.

Foto: Udo Mörsch – In der schaurigen Bibliothek

Nachtrag: Nach aktuellen Recherchen scheint der Jekyll & Hyde Pup seine Pforten für immer geschlossen zu haben. Was ich sehr bedaure. Es ist zwar kein Verlust für Edinburgh, in Anbetracht der zahlreichen “gruseligen” Location, aber doch sehr schade.

Foto: Udo Mörsch — Dekoration im Pup