Zum Ende von Teil 2 habe ich mir Auckland im Regen vom Sky Tower aus angesehen. Wetterbedingt ging es am folgenden Tag ins Auckland War Memorial Museum. Draußen hat es geschüttet… Wer Zeit hat, sollte sich diesen Besuch nicht entgehen lassen. Im Gegensatz zu „Te Papa Tongarewa“, dem Nationalmuseum in Wellington, ist hier das Fotografieren der Maori-Kunst gestattet. Es gibt natürlich noch sehr viel mehr zu sehen.
Am Abend begann für mich die eigentliche Rundreise über die Nord- und Südinsel Neuseelands. Dieser und die folgenden Teile meines Gastbeitrags werden davon berichten. Daher zunächst ein paar einführende Worte. Wie in Teil 1 gesagt, habe ich ein Rundum-Sorglos-Paket gebucht. Mit ein paar festen Zielen vor Augen hatte ich verschiedene Kataloge durchsucht: möglichst viel vom Land sehen, mit viel Natur – nicht nur durch das Busfenster. Eine kleine Gruppe. Und ein paar Orte, die ich unbedingt sehen wollte.
Die Tour ist in Deutschland bei verschiedenen Reiseanbietern mit unterschiedlichen Namen in den Katalogen aufgeführt. Veranstalter vor Ort ist ANZ Nature Tours (https://www.anznaturetours.com/), wo diese geführte Kleingruppenreise (maximal 12 Passagiere) als „Fjorde, Vulkane und Begegnungen“ buchbar ist, Kürzel „SAFARI“, von Auckland nach Christchurch oder die Gegenrichtung.
Es war mir im Vorfeld nicht so bewusst, aber eine geführte Reise steht und fällt mit der Reiseleitung. Im Falle der Safaris in Personalunion: Organisator, Guide (naturkundlich, historisch, kulturell, kulinarisch, …), Busfahrer, Lademeister; bei Bedarf auch Ersthelfer und Automechaniker. Und so weiter. Und so fort. Und wenn das Wetter auch außerhalb des Einflussbereiches selbst eines solchen Multitalents ist, kann durch geschickte Planung doch das Optimum an Erlebnis für die Passagiere herausgeholt werden. Dass wir als Urlauber unser Rundum-Sorglos-Paket genießen können, verdanken wir Menschen, die für unsere schönste Zeit des Jahres ihr Privatleben hinter sich lassen. Immer wieder aufs Neue wochenlang das Machbare in Übereinstimmung mit Wünschen bringen (oder anders herum), für unseren Komfort spät abends den Bus auf Hochglanz bringen (besonders die Scheiben für die gezückten Smartphones und Fotoapparate), Koffer wuchten, … Nebenbei kann der Reisende von dem riesigen Wissensschatz profitieren, der unaufdringlich vermittelt wird.
Unser Guide heißt Isabelle. Ihr verdanke ich das Wissen um Pflanzen- und Tiernamen, Ortsgeschichte und Anekdoten, das ich in den folgenden Teilen wiedergeben werde. Eventuelle Fehler sind ausschließlich mir zuzurechnen – bei der grandiosen Landschaft ist die Ablenkung manchmal so groß, dass das Zuhören auf der Strecke bleibt.
Am Abend des verregneten Tages in Auckland fand das Kennenlernen der Gruppe statt, am nächsten Morgen ging es dann los. Es hat geregnet…
Nach einer Stadtrundfahrt ging es von Auckland aus in Richtung Coromandel-Halbinsel. Auf dem Weg dorthin können in Miranda, im Robert Findlay Wildlife Reserve, Strandvögel beobachtet werden. Dabei teilen sich überwinternde Zugvögel und heimische Vögel, die dort brüten, dieses Küstengebiet. In dieser Brutsaison sind durch eine plötzliche Überflutung leider viele Gelege zerstört worden.
Eine Mitarbeiterin des „Pukorokoro Miranda Shorebird Centre“ (https://www.miranda-shorebird.org.nz/) hat den Besuchern erläutert, welche Vögel durch die aufgebauten Spektive zu sehen waren. Neben den Namen gab es Erläuterungen zu Lebensweise und Zugverhalten. Besonders beeindruckt haben mich die Pfuhlschnepfen, die in Alaska und Sibirien brüten und zu Tausenden nach Neuseeland kommen, um den Sommer hier zu verbringt. Dabei legen sie gewaltige Flugstrecken ohne Stopp zurück.
Der einheimische Schiefschnabel ist der einzige Vogel auf der Welt mit einem schiefen Schnabel – er ist nach rechts gebogen. Damit frisst er Insekten, Würmer und andere kleine Lebewesen, die er unter Steinen hervorholt oder durch seitliches Schwenken des Schnabels im Schlick fängt.
Über die ehemalige Goldgräberstadt Thames ging es weiter. Das Wetter wurde zusehends besser.
An unserem nächsten Ziel, Cathedral Cove, war es dann schon richtig heiß, bei strahlendem Sonnenschein.
Beeindruckend, wie sich die Pohutukawa-Bäume an die Felsen klammern.
Wer Abkühlung in den Fluten sucht, muss am Hot Water Beach, südlich von Cathedral Cove, bei Ebbe auf jeden Fall das Meer wählen (Dabei aber die markierten Strandabschnitte beachten und die teilweise starke Strömung nicht unterschätzen). Denn bei Ebbe machen Teile des Strandes dem Namen „Heißwasser-Strand“ alle Ehre. In der Hochsaison erkennt man die dort an die Oberfläche strömenden heißen Quellen nicht nur am Dampf, sondern vor allem an den Menschenansammlungen. Mit einem Spaten bewaffnet kann man sich hier seine private Badewanne buddeln – wenn man ein freies Plätzchen findet. Aber Vorsicht, stellenweise ist das Wasser wirklich heiß, und man kann sich verbrühen.
Am nächsten Tag hat mich die morgendliche Ruhe hinausgelockt auf die Hafenbucht von Tairua.
Bei Ebbe teile ich mir die Bucht nur mit Seevögeln, Reihern und einem Neuseeland-Eisvogel, der das „große Auge“ der Kamera misstrauisch beäugt und dann doch lieber verschwindet.
Über Waihi geht es weiter. Die Goldmine dort ist zur Zeit wegen eines großen Felssturzes nicht in Betrieb.
Waihi hat den Name der Legende nach daher, dass ein Rangatira (was spiritueller Führer oder Häuptling bedeutet) seinen Speer (Taiaha) in den Boden stieß, woraufhin Wasser herausschoss (Waihihi = sprudelndes Wasser).
In Tauranga am Mount Manganui steht diese Reparatur-Säule für Fahrräder.
Das nächste Ziel ist Whakatane.
Von Whakatane aus steht ein Besuch von White Island, der Vulkaninsel, auf meinem Programm – mit dem Helikopter. Bei sonnigem Wetter gestaltete sich der Anflug ruhig und es gab fantastische Ausblicke auf die Vulkaninsel. White Island ist ein aktiver Vulkan.
Der Helikopter landet auf einer Plattform auf halbem Wege vom Meer zum Kratersee. Der Kratersee besteht aus hoch konzentrierter Säure.
Die beiden Rinnsale auf der Insel sind stark mineralienhaltig. Es brodelt und zischt um einen herum. Die Erdkruste ist teilweise sehr dünn. Man muss auf den Wegen bleiben, sonst drohen schwere Verbrühungen, wenn der Boden nachgibt. Auch am Strand gibt es heiße, dampfende Stellen. Die ätzenden Schwefeldämpfe der Fumarolen erschweren das Atmen, so dass man je nach Windrichtung gerne Zuflucht zur Atemschutzmaske nimmt.
Das Tragen eines Helms (wird gestellt) ist vorgeschrieben, festes Schuhwerk ebenso. Der Pilot, der hier die Rolle des Guides übernahm, hat viel über die Geologie und Geschichte der Insel erzählt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Schwefel abgebaut. Bei einem Unglück kamen mehr als zehn Arbeiter ums Leben, der Abbau wurde eingestellt. Reste der Anlagen sind noch zu sehen. Auch in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Ausbrüchen. Der Kratersee verändert seine Form oder verschwindet, das Aussehen der Insel kann sich mit jedem Ausbruch ändern.
Im weniger aktiven Bereich und auf benachbarten Inseln brüten verschiedene Seevögel.
Der Ausflug wird auch mit dem Schiff angeboten. Unterwegs kann man Robben, fliegende Fische, Thunfischschwärme oder Delphine treffen, wenn man Glück hat. Bei schönem Wetter bietet der Kapitän manchmal die Möglichkeit für einen kurzen Ausflug in die See.
Der Besuch der Insel lohnt sich wirklich und ist empfehlenswert.
Später haben wir Interessantes zur Historie von Whakatane erfahren. Wir waren zu Gast bei einer ortsansässigen Maori-Familie. Während einer Führung zu verschiedenen geschichtsträchtigen Orten in der näheren Umgebung haben wir mehr über Prinzessin Wairaka gehört, deren Vater Toroa das Kanu Mataatua dorthin gesteuert hat. Ihre Statue steht auf dem Felsen an der Mündung des Whakatane-Flusses.
Die Schwester Toroas, Muriwai, war Priesterin oder Heilerin und soll in einer Höhle in Whakatane gelebt haben und dort auch gestorben sein. Im Roman „Whale Rider“ von Witi Ihimaera ist sie eine Vorfahrin des Mädchens Kahu (kurz für Kahutia Te Rangi, auch Paikea).
Nicht ganz so intensiv wie auf White Island ist der Kontakt mit der Hitze aus dem Erdinneren beim Besuch des Thermalparks Wai-o-tapu (Heiliges Wasser). Auf relativ kleinem Raum brodelt es auch hier. Die wassergefüllten Krater haben aufgrund verschiedener Oxide teilweise die schillerndsten Farben. Pünktlich zum Ausbruch waren wir am „Lady Knox“ Geysir.
Nach einem kurzen Abstecher zu den kochenden Schlammlöchern geht es weiter.
Wir verlassen die Region Waikato (in der auch das Auenland liegt….). Der Regen hat uns eingeholt.
Und mit viel Wasser geht es dann weiter – im nächsten Teil…