Mein Blogbeitrag “Reisebericht La Palma – Teil 4: Auf dem Roque de los Muchachos” wurde seit der Veröffentlichung im Januar 2015 bis heute fast 1.300 Mal aufgerufen, er ist der mit Abstand meistgelesene Beitrag in meinem Blog. In diesem Beitrag habe ich ausführlich über meinen Besuch auf dem “Roque de los Muchachos”, dem höchsten Berg der kanarischen Insel La Palma, berichtet. Hier befindet sich u.a. das zurzeit größte optische Teleskop der Welt. In Folge 188 der “Sternengeschichten” berichtet der Astronom Dr. Florian Freistetter in seinem wöchentlich erscheinenden Podcast über die zahlreichen Observatorien auf dem Roque de los Muchachos, u.a. auch über das GRANTECAN, dem Gran Telescopio Canarias, über das ich in meinem o.a. Blogbeitrag ausführlich berichtet habe. Diese Podcast-Folge ist also für mich eine ideale Ergänzung zu meinem Besuch auf dem Roque de los Muchachos und für jeden Astronomie-Fan absolut hörenswert.
Hier geht es zum entsprechenden Blogbeitrag zur Folge 188.
Die Sternengeschichten sind auch auf YouTube abrufbar, hier das Video zur Folge 188:
Der Höhepunkt meiner persönlichen La Palma-Reise war die Fahrt auf die höchste Erhebung der Insel, den 2.426 Meter hohen Roque de los Muchachos. Als Astronmie- und Science-fiction-Fan wollte ich unbedingt das mit 10,4 m Durchmesser weltweit größte Spiegelteleskop – das Gran Telescopio Canarias (GRANTECAN) – besichtigen. Aber vor unserer Reise wusste ich erstens nicht, wie sich das Wetter während unseres Urlaubs auf dem Roque de los Muchachos entwickeln würde und ob ich dann noch ein Ticket für die Besichtigung bekommen würde. Die Tickets kann man nur online auf der Seite Instituto de Astrofisica de Canarias – iac.es – erwerben. Hier sind Termine, Uhrzeiten und Preise zu finden, wann eine Besichtigung möglich ist. Da das Wetter aber (fast) jeden Tag hervorragend war und auf dem Berg auch kein Schnee lag, konnte ich zufällig noch das letzte Besucher-Ticket am Tag vor unserer geplanten Fahrt online buchen. Die Besichtigungen finden grundsätzlich um 09.30 Uhr und 11.30 Uhr statt, der Treffpunkt für die Besucher vor dem Observatorium ist gut ausgeschildert. Eine Besichtigung abends nach Einbruch der Dunkelheit ist für Privatbesucher nicht möglich. Wer den nächtlichen Sternenhimmel durch Teleskope in Augenschein nehmen möchte, hat dazu in einer Feriensternwarte sowie in zwei Hotelobservatorien Gelegenheit (Hotel Sol La Palma in Puerto Naos, das Hotel La Palma Romantica in Barlovento und die Feriensternwarte Astropalma in Tacande). Die Fahrt von Los Cancajos (unser Aufenthaltsort) auf den Roque de los Muchachos dauert ca. 1 Std. 30 Min. (50 km), die Straße LP-4 hat sehr viele Kurven und ist so steil, dass man relativ schnell an Höhe gewinnt und den Wolken immer näher kommt. Ab einer gewissen Höhe kann man von oben auf die Wolken schauen, ein faszinierender Anblick.
Man durchfährt auf dieser Strecke mehrere Klimazonen und die durchschnittliche Steigung auf der Anfahrt von Santa Cruz beträgt im Schnitt 7% (variiert zwischen 5% und 12%). Dieser Standort für das Observatorium wurde gewählt, weil die Luft auf La Palma außerordentlich sauber ist. Außerdem gibt es durch das Fehlen von großen Städten kaum Probleme mit Streulicht und Abstrahlung nach oben.
Quelle: Mein YouTube-Kanal, Blick auf den Berggipfel mit den Sternwarten
Wir kamen kurz nach 11.00 Uhr am Treffpunkt an und unser Starlight Guide, Sheila Crosby, fuhr mit uns ab 11.30 Uhr zunächst an einen näher gelegenden Punkt vor der Bergkette, wo man einen sehr guten Überblick über die Ansiedlung der verschiedenen Sternwarten hat. Neben den verschiedenen Spiegelteleskopen zwischen 1 m und 10,4 m gibt es hier auch Spezialteleskope, wie z.B. die 2 x 17 Meter großen MAGIC-Tscherenkow-Teleskope für Gammastrahlung.
Nach diesem ersten Überblick fuhren wir dann direkt zum Herzstück der Teleskope auf dem Roque de los Muchachos, dem oben bereits erwähnten GRANTECAN.
Dieses weltweit größte Spiegelteleskop wurde 2009 in Betrieb genommen. Das Teleskop besteht nicht aus einem einzigen Spiegel, sondern aus 36 sechseckigen Einzelspiegeln.
Mit diesem Teleskop wollen die Wissenschaftler in bislang unerreichte Tiefen des Universums vordringen, ferne Galaxien erforschen, die Entstehung von Sternen beobachten und weitere Planeten außerhalb unseres Sonnensystems finden (sog. Exoplaneten). Gebaut wurde der Parabolspiegel von der deutschen Spezialfirma Schott (Mainz). Das Teleskop wiegt 500 Tonnen und ist 41 Meter hoch und kostete 130 Millionen Euro. Es hat eine Stärke von vier Millionen menschlicher Pupillen. Wäre die Erde eine Scheibe, könnte man von den Kanarischen Inseln aus das Licht einer brennenden Kerze in Moskau sehen oder die Scheinwerfer eines Autos in Australien erkennen. Die englische Software-Ingenieurin und Schriftstellerin Sheila Crosby, die ursprünglich nur ein halbes Jahr auf der Insel arbeiten wollte und nun seit über 20 Jahren auf La Palma lebt, führte uns durch diese faszinerende Sternwarte. Das 500 Tonnen schwere Teleskop liegt auf einer Ölschicht, so dass eine einzige Person den Giganten bewegen kann. Vergleichbare Teleskope gibt es nur noch auf Hawaii und in Chile.
Welchen faszinierenden Sternenhimmel man auf La Palma sehen kann, zeigen diese beiden Videos sehr eindrucksvoll:
Quelle: MoeinPhotography/YouTube
Quelle: Star Mountain Media/YouTube
Nach der Besichtigung des GRANTECAN haben wir von der Bergspitze den herrlichen Ausblick auf die Inseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa (mit seinem Vulkan Teide) genossen.
Vom Roque de los Muchachos hat man auch einen grandiosen Blick auf die nordöstliche Wand der Caldera de Taburiente. Über die Caldera de Taburiente werde ich in einem der nächsten Blogbeiträge ausführlich berichten.
Nach diesen fantastischen Ein- und Ausblicken fuhren wir vom Roque de los Muchachos wieder nach unten, diesmal an die Westküste.
Hier noch ein UPDATE vom 22.07.2015 und Januar 2016, über das ich mich sehr gefreut habe: die Veröffentlichung meiner Leserbriefe in den Ausgaben 8/2015 und 1/2016 der Zeitschrift Sterne und Weltraum mit einem Hinweis auf diesen Blogartikel:
Bild-Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH (Sterne und Weltraum)
Demnächst im Blog: Reisebericht La Palma – Teil 5: An der Westküste…überall Bananen!
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