Dokumentarfilm “The Last Man on the Moon”

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Quelle: Eugene Cernan, Filmrise

Der Dokumentarfilm “The Last Man on the Moon” basiert auf der Autobiographie von Astronaut Eugene Cernan.
Cernan war Kommandant von Apollo 17, als er im Dezember 1972 als elfter Mensch den Mond betrat und er ist bis heute der letzte Mensch, der den Mond wieder verlassen hat.
Der Film erzählt die Geschichte eines außergewöhnlichen Lebens, vom Marinepiloten bis zum NASA-Astronauten und enthält Interviews u.a. mit den Astronauten Alan Bean (Apollo 12), Charlie Duke (Apollo 14), Tom Stafford (Apollo 10), Dick Gordon (Apollo 12) und Jim Lovell (Apollo 8 und 13), sowie dem damaligen NASA-Flugdirektor Gene Kranz und NASA-Direktor Dr. Chris Kraft.

Der Trailer zum Film:

https://vimeo.com/147334025
Quelle: Mark Stewart Productions/Vimeo

Es wird zunächst die Geschichte von seiner Kind- und Jugendzeit erzählt. Im Alter zwischen 22 und 27 war er Marinepilot, danach bewarb er sich als Astronaut bei der NASA. Nach umfangreichen Tests wurde er in das Astronauten-Team aufgenommen.
Zusammen mit Tom Stafford gehörte er zunächst zur Ersatz-Crew von Gemini 9. Durch einen tragischen Flugzeugabsturz kam die Crew von Gemini 9, Elliot See und Charles Bassett, ums Leben.
Noch am selben Tag wurden Stafford und Cernan als neue Hauptmannschaft bestätigt, somit hatte Cernan nun die Aufgabe, nach Edward White mit Gemini 4 den zweiten amerikanischen Weltraumausstieg (EVA) zu unternehmen.
Während des Fluges von Gemini 9 sollte Cernan u.a. ein Außenbordmanöver durchführen. Das war allerdings aus verschiedenen Gründen erheblich schwieriger als vorher angenommen und mit letzter Kraft konnte er in das Raumschiff zurückkehren, der Ausflug musste abgebrochen werden.
Gemini 9 hatte zwar mehrere erfolgreiche Rendezvous und viele wissenschaftliche Experimente durchgeführt, letztendlich blieben aber vor allem als Fehlschläge ein misslungenes Docking-Manöver und der abgebrochene Außenbordeinsatz in Erinnerung. Beide Aufgaben wurden nur sechs Wochen später von Gemini 10 erfolgreich wiederholt.

Der Film berichtet über die damaligen Astronauten und ihre Familien, die in Houston Haus an Haus wohnten und auch gemeinsam ihre Freizeit verbrachten, “sie fühlten sich alle wie Brüder und Schwestern“.

Mit dem tragischen Tod der Besatzung von Apollo 1 bei einem Bodentest der Apollo-Kapsel stand das Mondlandeprogramm zunächst unter einem unglücklichen Stern.
Nach umfangreichen Änderungen an der Apollo-Kapsel flogen im Dezember 1968 mit Apollo 8 zum ersten Mal Astronauten zum Mond und umrundeten unseren Erdtrabanten insgesamt 10 Mal, damals noch ohne Mondlandefähre.
Nach einem ersten Test der Mondlandefähre in der Erdumlaufbahn mit Apollo 9 folgte mit Apollo 10 der Test der Mondlandefähre in der Mondumlaufbahn und Gene Cernans zweiter Weltraumflug. Zusammen mit Tom Stafford näherte sich die Mondlandefähre bis auf 15 km Höhe, um von dort den Start von der Mondoberfläche zu simulieren. Nach der Trennung vom Unterteil der Mondlandefähre kam es zu einer kritischen Situation, als sich die Fähre durch einen Computerfehler plötzlich unkontrolliert um die eigene Achse drehte (bis zu 8 Mal in 15 Sekunden). Tom Stafford konnte jedoch die Situation meistern, indem er auf Handsteuerung umschaltete und so die Fähre wieder kontrollieren konnte.

Die Dokumentation zeigt aber nicht nur den Verlauf der Weltraumflüge, sondern Gene Cernan erzählt auch u.a. über seine erste Ehe. Er spricht offen über die Arbeitsbelastung, die ein normales Familienleben unmöglich machte.
Vor dem Flug von Apollo 10 schrieb Cernan damals einen Brief an seine Tochter Tracy, den er sehr emotional im Film vorliest. Er hatte ihr damals fest versprochen, nach seinem Mondflug mehr Zeit mit ihr zu verbringen und wieder gemeinsam mit ihr zu campen.

Mit dem Start von Apollo 17 am 7.12.1972 hob zum letzten Mal eine Saturn 5-Rakete zu einem Mondflug ab, es war der erste bemannten Nachtstart der amerikanischen Raumfahrt.


Quelle: Dan Beaumont Space Museum/YouTube

Zusammen mit dem ersten Wissenschaftsastronauten Jack Schmitt absolvierte Cernan eine wissenschaftlich und technisch höchst erfolgreiche Mission, die am 19.12.1972 mit der erfolgreichen Wasserung im Pazifik endete.

Cernan betrat den Mond als elfter Mensch und verließ den Mond als bisher letzter Mensch am 14.12.1972 mit dem Rückstart vom Mond. Kurz bevor er wieder in die Mondlandefähre stieg, schrieb er die Initialen seiner Tochter “T.D.C.” in den Mondstaub, in der Hoffnung, dass irgendeines Tages ein zukünftiger Astronaut den Eintrag wiederfindet. Er hatte seiner Tochter Tracy vor seinem Flug versprochen, ihr evtl. einen Mondstein mitzubringen. Auf jeden Fall wollte er ihr einen “Mondstrahl” mitbringen.

Als er die Leiter der Landefähre wieder hoch stieg, wollte er diesen Moment am liebsten einfrieren. Unten sah er seine letzten Fußabdrücke mit der Gewissheit, dass er nie mehr hierhin zurückkehren würde. Über seiner Schulter sah er den Planeten Erde, seine Heimat. Es war – so Cernan – der unvergesslichste Moment seiner Mission. Er wollte diesen Eindruck am liebsten mit allen Menschen auf der Erde teilen.

Nach den Apollo-Flügen reiste Cernan mit seiner Frau um die ganze Welt, um über seine Erlebnisse zu berichten. In seiner ehrlichen Autobiographie verschweigt er nicht, dass diese Belastung letztendlich zu groß war. 1980 trennte er sich von seiner Frau Barbara, die Scheidung wurde 1981 ausgesprochen. Im Jahre 1987 heiratete er Jan Nanna, die er 1984 kennengelernt hatte. Durch diese Heirat bekam er zwei Stieftöchter, Kelly und Danielle.

Im Jahr 1999 veröffentlichte Cernan zusammen mit Don Davis das Buch The Last Man on the Moon.
In der Dokumentation The Shadow of the Moon (2007) (dt. Titel Im Schatten des Mondes) berichtet er über die Ereignisse und seine Empfindungen bei der Mondlandung.

Der Film “The Last Man on the Moon” ist eine ehrliche und bewegende Dokumentation über das Raumfahrtprogramm der NASA. Cernan besichtigte während der 5-jährigen Produktionszeit des Films auch noch einmal die Originalplätze der Abschussrampen in Cape Kennedy und äußert offen seine Enttäuschung, dass die Menschheit nach dem Apollo-Programm nicht weiter in den Weltraum vorgestoßen ist und die technischen Anlagen so verkommen ließ.
Wenn er diesen Anblick vorher geahnt hätte, wäre er nicht gekommen. Er möchte dies so nicht in Erinnerung behalten“.

Der Film zeigt auch auf, dass der Mond die Apollo-Astronauten niemals mehr losgelassen hat. Er hat ihr Leben für immer verändert.
Gene Cernan ist mittlerweile 82 Jahre und lebt auf seiner Ranch.

Während meines Besuchs des Kennedy Space Centers in Florida im Dezember 2013 konnte ich einen Mondstein berühren, den Astronaut Jack Schmitt im Dezember 1972 zur Erde brachte, hier das Foto:

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Fazit: für jeden Raumfahrt-Fan – insbesondere der Apollo-Mondflüge – ist dieser Film einfach faszinierend! Ich kann ihn mir immer wieder ansehen.

Übrigens:
Die NASA hat in 2015 fast 12.000 hoch aufgelöste Fotos aus der legendären Apollo-Zeit auf der Bilddatenbank Flickr ins Netz gestellt.
Wer ein wenig zum Suchen bereit ist, kann an die 12.000 unbearbeitete Aufnahmen in Hochauflösung durchstöbern. Es handelt sich um Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die die Astronauten mit der Hasselblad-Kamera gemacht haben, digitalisiert auf 1800 dpi. Die NASA hat jetzt diese Fotos der Öffentlichkeit zur freien Verfügung gestellt.
Unter den Aufnahmen sind nicht nur die Klassiker, die die NASA unmittelbar nach den Apollo-Missionen veröffentlicht hat, sondern auch viele Fotos, die technisch nicht unbedingt brillant sind. Aber gerade diese Tatsache machen die Fotos zu besonderen Zeitdokumenten, aus der Erd- und Mondumlaufbahn und während der Aufenthalte auf dem Mond.
Durchstöbern Sie auf Flickr diese fantastischen Aufnahmen und machen Sie eine Zeitreise zurück in die Ära des Apollo-Programms der Jahre 1968 bis 1972.

Hier geht es zu den Bildern des Projekts Apollo Archive.

Folgender Link zu einem von über 25 Foto-Alben vom Apollo 17-Flug:

Apollo 17 Magazine 140/E

Quellen:
Wikipedia
DVD – The Last Man on the Moon

Weiterführende Links:
The Last Man on the Moon
Website von Gene Cernan – The Last Man on the Moon

10 Gedanken zu „Dokumentarfilm “The Last Man on the Moon”“

  1. Deine Erläuterungen und Rückblicke waren für mich hochinteressant, Volker. Von einzelnen Missionen, Vorkommnissen oder Namen der Crewmitglieder habe ich in den entsprechenden Jahren natürlich gehört, doch vieles war absolut neu für mich (denn ich stecke nicht so in der Materie drin wie du). Sehr spannend! Danke für die Hinweise auf Dokumentation/Videolink/Buch etc. Ich werde es mir sicher vormerken!

    LG und schönen Sonntag nach Brühl!
    Michèle

  2. Hut ab Volker,
    du schmeißt dich ja richtig ins Zeug für dieses so tolle Thema.
    Kompliment. Danke für die vielen Infos und auch Tipps.
    Ich werde versuchen einige davon abzuarbeiten.
    Bin gerade zurück aus Can Pastilla. War mal kurz in Paguera.
    Ohne Toni´s „Havana Café“ fehlt da was.
    Liebe Grüße aus Erkrath von Gisela + Kalle und Gruß auch an Rosie +Christoph.

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