An den Ausläufern der Caldera de Taburiente, eingebettet im fruchtbaren Aridane-Tal, umgeben von Bananenplantagen liegt die größte Stadt der Insel, Los Llanos. Los Llanos gilt in Konkurrenz zu Santa Cruz als die “heimliche Hauptstadt” von La Palma. Hier sitzt die Verwaltung der heute mit ca. 21.000 Einwohnern größte Gemeinde der Insel. Los Llanos selbst hat ca. 15.000 Einwohner und im wohlhabenden Valle de Aridane arbeiten die Menschen überwiegend im Bananenanbau und im Dienstleistungsbereich. Vom Mirador el Time ist der Blick in das Aridane-Tal einfach umwerfend und wir fuhren direkt zum Mittelpunkt der sehenswerten Altstadt von Los Llanos, der Plaza de Espagña. Uralte Lorbeerbäume, die von Rückkehrern 1863 aus Kuba mitgebracht wurden, verschönern diesen Platz. Bei einem café con leche haben wir im Freien in der Bar Eden die Umgebung auf uns wirken lassen.
Unmittelbar an der Plaza de Espagña gibt es einen großzügigen Fußgängerbereich mit zahlreichen Boutiquen und wunderschönen Häusern.
Besonders gut gefallen hat uns die Initiative “Die Stadt im Museum”, an der sich seit dem Jahr 2000 viele namhafte Künstler beteiligen. Rund um die Plaza de Espagña verschönern bisher 14 von geplanten 25 großflächigen Wandbildern die breiten, fensterlosen Außenmauern von Gebäuden aus den 1960/70er-Jahren. Ein Plan am Westrand der Plaza de Espagña verzeichnet Lage, Namen und Autoren der Kunstwerke.
Hier zwei dieser Kunstwerke:
Luis Mayo schuf diesen Mix zwischen Mythos und Realität im Jahr 2000 als eines der ersten Wandbilder der Ausstellung.
Los Llanos im Aridane-Tal ist wirklich sehenswert und die Fahrt zur “heimlichen Hauptstadt” der Insel hat sich gelohnt.
Zum Teil verwendete Quellen: Dumont Reise-Taschenbuch La Palma WDR-TV: La Palma – Zauberinsel im Atlantik
Die Caldera de Taburiente, einer der größten Vulkan-Erosionskrater der Welt, wird wegen seiner Lage im Zentrum der Insel auch als das “Herz von La Palma” bezeichnet. Sie entstand durch einen gewaltigen Erdrutsch mit darauf folgender Explosion vor etwa 2 Millionen Jahren. Der Fluss Taburiente fließt mitten durch die Caldera, daher auch der Name. Insbesondere für Wanderer zählt der Besuch in der Caldera de Taburiente zu den Höhepunkten eines Aufenthalts auf La Palma. Die Wanderung auf dem Caldera-Rand ist ein echtes Abenteuer. Der riesige Kessel (span. caldera) hat einen Durchmesser von 9 km und einen Umfang von 28 km. Er ist umgeben von riesigen Felswänden, die von ca. 300 m im unteren Bereich bis auf 2426 m ansteigen. Seit 1954 ist die Caldera ein Nationalpark, er erstreckt sich über 4690 ha Fläche. Das Panorama von der Cumbre de La Caldera, dem mächtigen Gebirgszug, der den tiefen Talkessel der Caldera de Taburiente halbkreisförmig umschließt, ist fantastisch. Es gipfelt im höchsten Berg La Palmas, dem Roque de los Muchachos (2426 m).
Man kann von vielen Stellen aus jeweils mehrere Stunden durch die Caldera wandern. Es werden auch geführte Wanderungen durch und entlang der Caldera in kleinen Gruppen angeboten. Der Vorteil dabei ist, dass während der Wanderung interessante Informationen über die Insel vermittelt werden.
Der Nationalpark ist über die Zufahrtsstraße zum Observatorium, der Straße von Los Llanos aus sowie über den Aussichtspunkt La Cumbrecita zugänglich. Oberhalb der Stadt El Paso, zu Füßen des Nationalparks, unterhält die Parkverwaltung ICONA (Instituto Nacional para la Conservación de la Naturaleza, Nationales Institut für Naturschutz) ein Besucherzentrum (Centro de Visitantes), in dem man Informationen über Zugangsmöglichkeiten und Wanderwege erhalten kann. Wer unterwegs mit eigenem Auto ist, kann sich dort darüber hinaus auf eine Warteliste für den Parkplatz im Nationalpark setzen lassen, da die Parkplätze oben sehr begrenzt sind.
Man kann aber das Auto auf dem Besucherparkplatz stehen lassen und sich ein Taxi nehmen (einfache Fahrt 8 Euro) oder mit dem Bus fahren (Haltestelle gegenüber). Wer über viel Kondition verfügt, mit wetterfester Kleidung, genügend Nahrung und vor allem viel Wasser und Sonnenschutz ausgestattet ist (unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeit), kann auch von dort direkt in die Berge hinauf wandern.
An diesem Tag sind wir mit dem Taxi vom Besucherzentrum nach oben gefahren (1287 m) und von dort zum Lomo de Las Chozas gewandert (hin und zurück ca. 1 Stunde). Danach haben wir im Besucherzentrum angerufen (die Telefonnummer ist ausgeschildert) und ein Taxi holte uns wieder ab.
Hier einige Impressionen von unserer kleinen Wanderung durch die Caldera.
Von unserem Aussichtspunkt Mirador el Time fuhren wir wieder an die Westküste nach Tazacorte. Tazacorte ist zweigeteilt: oben liegt die eigentliche Stadt, unten liegt der Hafen mit dem malerischen Puerto de Tazacorte. Die Stadt hat viele Häuser mit lebendig-fröhlichen Farben und interessanten baulichen Details. Von der Promenade hat man einen faszinierenden Blick über unzählige Bananenstauden bis hinunter zum Meer.
Puerto de Tazacorte ist der sonnensicherste Fleck auf der ganzen Insel. Die Restaurants an der Promenade sind bekannt für ihren frischen Fisch. Es gibt viele bunte Häuser und einen wunderschönen Strand mit dunklem Vulkansand. Man sollte während seines Aufenthalts auf La Palma auf jeden Fall einmal den Sonnenuntergang an diesem Strand genießen. Südlich von Puerto des Tazacorte liegt der Hafen. Hier besteht die Möglichkeit, mit dem Schiff rauszufahren und La Palma vom Meer aus zu sehen, um z.B. auch Delfine und Wale zu beobachten.
Nach den fantastischen Ein- und Ausblicken auf dem Roque de los Muchachos fuhren wir wieder nach unten, u.z. über Santa Domingo de Garafia, Puntagorda, Tijarafe zum Mirador el Time an der Westküste. Unzählige Bananenplantagen prägen die Landschaft im Valle de Aridane, aber auch im Nordosten und an der Südwestküste der Insel. Der Bananenanbau der einheimischen Zwergbanane ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Insel und noch bedeutender als der Tourismus. Allerdings geht die Produktion mittlerweile zurück. Die Bananen saugen den Boden aus: 1 kg Bananen benötigen im Durchschnitt 1000 Liter Wasser! Etwa 95% des gesamten Wasserverbrauchs der Insel entfallen auf die Landwirtschaft, davon der größte Anteil auf den Bananenanbau. Mittlerweile geht der Trend von der kleinen Zwergbanane zur großen Zwergbanane, die allerdings am besten unter Kunststoffplanen, die ganze Felder überdecken, gedeiht. Dadurch wird das Landschaftsbild stark verändert. Es werden beim Anbau Pestizide eingesetzt und die Monokultur macht auf Dauer den Boden kaputt. Daher gibt es seit geraumer Zeit auch Bio-Plantagen, ob diese sich langfristig durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Also: man sieht vor allem an der sonnenverwöhnten Westküste überall Bananen…
Auf der Fahrt an der Westküste haben wir eine kleine Rast im Restaurant La Muralla (nahe Tijarafe) eingelegt. Falls man einen Platz auf dem Balkon erhält, hat man von hier einen großartigen Blick über die Mandelplantagen hinab zum Meer. Das Restaurant bietet gute, klassisch kanarische Küche und ist ausgezeichnet als “Biosphere Restaurant”.
Weiter fuhren wir zum Mirador el Time (594 m), einem der schönsten Aussichtspunkte La Palmas. Von hier hat man einen fantastischen Blick in das Aridane-Tal mit Los Llanos und Tazacorte (mehr dazu demnächst im Blog) bis zur Küste von Fuencaliente. Das Wort time bedeutet Felsvorsprung, und man trifft auf der Insel auf sehr viele Miradors, von denen man regelmäßig einen herrlichen Ausblick hat.
Der Höhepunkt meiner persönlichen La Palma-Reise war die Fahrt auf die höchste Erhebung der Insel, den 2.426 Meter hohen Roque de los Muchachos. Als Astronmie- und Science-fiction-Fan wollte ich unbedingt das mit 10,4 m Durchmesser weltweit größte Spiegelteleskop – das Gran Telescopio Canarias (GRANTECAN) – besichtigen. Aber vor unserer Reise wusste ich erstens nicht, wie sich das Wetter während unseres Urlaubs auf dem Roque de los Muchachos entwickeln würde und ob ich dann noch ein Ticket für die Besichtigung bekommen würde. Die Tickets kann man nur online auf der Seite Instituto de Astrofisica de Canarias – iac.es – erwerben. Hier sind Termine, Uhrzeiten und Preise zu finden, wann eine Besichtigung möglich ist. Da das Wetter aber (fast) jeden Tag hervorragend war und auf dem Berg auch kein Schnee lag, konnte ich zufällig noch das letzte Besucher-Ticket am Tag vor unserer geplanten Fahrt online buchen. Die Besichtigungen finden grundsätzlich um 09.30 Uhr und 11.30 Uhr statt, der Treffpunkt für die Besucher vor dem Observatorium ist gut ausgeschildert. Eine Besichtigung abends nach Einbruch der Dunkelheit ist für Privatbesucher nicht möglich. Wer den nächtlichen Sternenhimmel durch Teleskope in Augenschein nehmen möchte, hat dazu in einer Feriensternwarte sowie in zwei Hotelobservatorien Gelegenheit (Hotel Sol La Palma in Puerto Naos, das Hotel La Palma Romantica in Barlovento und die Feriensternwarte Astropalma in Tacande). Die Fahrt von Los Cancajos (unser Aufenthaltsort) auf den Roque de los Muchachos dauert ca. 1 Std. 30 Min. (50 km), die Straße LP-4 hat sehr viele Kurven und ist so steil, dass man relativ schnell an Höhe gewinnt und den Wolken immer näher kommt. Ab einer gewissen Höhe kann man von oben auf die Wolken schauen, ein faszinierender Anblick.
Man durchfährt auf dieser Strecke mehrere Klimazonen und die durchschnittliche Steigung auf der Anfahrt von Santa Cruz beträgt im Schnitt 7% (variiert zwischen 5% und 12%). Dieser Standort für das Observatorium wurde gewählt, weil die Luft auf La Palma außerordentlich sauber ist. Außerdem gibt es durch das Fehlen von großen Städten kaum Probleme mit Streulicht und Abstrahlung nach oben.
Quelle: Mein YouTube-Kanal, Blick auf den Berggipfel mit den Sternwarten
Wir kamen kurz nach 11.00 Uhr am Treffpunkt an und unser Starlight Guide, Sheila Crosby, fuhr mit uns ab 11.30 Uhr zunächst an einen näher gelegenden Punkt vor der Bergkette, wo man einen sehr guten Überblick über die Ansiedlung der verschiedenen Sternwarten hat. Neben den verschiedenen Spiegelteleskopen zwischen 1 m und 10,4 m gibt es hier auch Spezialteleskope, wie z.B. die 2 x 17 Meter großen MAGIC-Tscherenkow-Teleskope für Gammastrahlung.
Nach diesem ersten Überblick fuhren wir dann direkt zum Herzstück der Teleskope auf dem Roque de los Muchachos, dem oben bereits erwähnten GRANTECAN.
Dieses weltweit größte Spiegelteleskop wurde 2009 in Betrieb genommen. Das Teleskop besteht nicht aus einem einzigen Spiegel, sondern aus 36 sechseckigen Einzelspiegeln.
Mit diesem Teleskop wollen die Wissenschaftler in bislang unerreichte Tiefen des Universums vordringen, ferne Galaxien erforschen, die Entstehung von Sternen beobachten und weitere Planeten außerhalb unseres Sonnensystems finden (sog. Exoplaneten). Gebaut wurde der Parabolspiegel von der deutschen Spezialfirma Schott (Mainz). Das Teleskop wiegt 500 Tonnen und ist 41 Meter hoch und kostete 130 Millionen Euro. Es hat eine Stärke von vier Millionen menschlicher Pupillen. Wäre die Erde eine Scheibe, könnte man von den Kanarischen Inseln aus das Licht einer brennenden Kerze in Moskau sehen oder die Scheinwerfer eines Autos in Australien erkennen. Die englische Software-Ingenieurin und Schriftstellerin Sheila Crosby, die ursprünglich nur ein halbes Jahr auf der Insel arbeiten wollte und nun seit über 20 Jahren auf La Palma lebt, führte uns durch diese faszinerende Sternwarte. Das 500 Tonnen schwere Teleskop liegt auf einer Ölschicht, so dass eine einzige Person den Giganten bewegen kann. Vergleichbare Teleskope gibt es nur noch auf Hawaii und in Chile.
Welchen faszinierenden Sternenhimmel man auf La Palma sehen kann, zeigen diese beiden Videos sehr eindrucksvoll:
Quelle: MoeinPhotography/YouTube
Quelle: Star Mountain Media/YouTube
Nach der Besichtigung des GRANTECAN haben wir von der Bergspitze den herrlichen Ausblick auf die Inseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa (mit seinem Vulkan Teide) genossen.
Vom Roque de los Muchachos hat man auch einen grandiosen Blick auf die nordöstliche Wand der Caldera de Taburiente. Über die Caldera de Taburiente werde ich in einem der nächsten Blogbeiträge ausführlich berichten.
Nach diesen fantastischen Ein- und Ausblicken fuhren wir vom Roque de los Muchachos wieder nach unten, diesmal an die Westküste.
Hier noch ein UPDATE vom 22.07.2015 und Januar 2016, über das ich mich sehr gefreut habe: die Veröffentlichung meiner Leserbriefe in den Ausgaben 8/2015 und 1/2016 der Zeitschrift Sterne und Weltraum mit einem Hinweis auf diesen Blogartikel:
Bild-Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH (Sterne und Weltraum)
Demnächst im Blog: Reisebericht La Palma – Teil 5: An der Westküste…überall Bananen!
Nachdem wir in meinem letzten Beitrag die Hauptstadt Santa Cruz besucht haben, geht es in diesem Beitrag in den Süden der Insel, Richtung Los Canarios.
Da die Insel nicht allzu groß ist, sind die einzelnen Ausflugsziele recht schnell zu erreichen. Für die direkte Fahrt von Santa Cruz nach Los Canarios braucht man ungefähr 40 Minuten (Entfernung 27 km). Die Hauptattraktionen der Gemeinde Fuencaliente de La Palma sind die Vulkane San Antonio und Teneguia. Der 657 m hohe Vulkan San Antonio entstand vor etwa 3200 Jahren. Um die Jahreswende 1677/78 erfolgte eine erneute leichte Eruption. Wir haben einen Spaziergang auf dem Kraterrand gemacht, der allerdings bei starkem Wind aus Sicherheitsgründen auch manchmal gesperrt wird. Der Eintritt kostet 5 Euro, unmittelbar hinter dem Eingang befindet sich ein Shop und das Infocenter. Der Kraterrand ist zur Hälfte begehbar, die andere Hälfte ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. Auf dem Weg am Kraterrand spürt man auch heute noch aufgrund der Resthitze unter der Oberfläche teilweise sehr warme Stellen!
Das Besucherzentrum bietet auch den Ritt auf einem Kamel zum Kraterrand an. Das ist meines Erachtens völliger Unsinn, weil der Weg am Kraterrand ausreichend breit ist. Darüber hinaus machten die beiden Kamele auch keinen gesunden Eindruck. Mit dem Tierschutz nimmt man es auf La Palma anscheinend noch nicht so genau.
Vom Kraterrand bietet sich eine wunderschöne Panoramasicht auf Los Canarios, den Leuchtturm im Süden und den Vulkan Teneguia.
Der 438 Meter hohe und jüngste Vulkan der Kanarischen Inseln – Teneguia – entstand erst 1971 während eines drei Wochen andauernden Ausbruchs. Man kann den Teneguia ebenfalls mit dem Auto und anschließendem Fußweg erreichen, wir waren allerdings nicht vor Ort. Innerhalb von 24 Tagen drangen damals im Jahr 1971 Lava und Asche aus 26 Spalten. Auch hier ist es am Kraterrand teilweise sehr warm, unter der Oberfläche wird es teilweise bis zu 200 Grad heiß(!).
Nach dem Vulkan San Antonio fuhren wir zu den Leuchttürmen Faro de Fuencaliente. Der alte Leuchtturm wird als Informationszentrum des Meeresschutzgebiets der Insel La Palma genutzt, im Jahr 1985 wurde der neue Turm, direkt neben dem alten Turm, in Betrieb genommen.
Zum Teil verwendete Quellen: Wikipedia und Dumont Reise-Taschenbuch La Palma
Demnächst im Blog: Reisebericht La Palma – Teil 4: Auf dem Roque de los Muchachos
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